In diesem ersten FORUM soll es um eine Darlegung zweier Hypothesen gehen. Beide behandeln das Problem einer möglichen Anordnung von Pyramiden aus der Zeit der 4. und 5. Dynastie in bestimmten Standortgebieten. Die zwei Hypothesen sind unterschiedlichen Ursprungs. Die Erste ist von einem namhaften Ägyptologen, die Zweite entstammt von einem erfolgreichen Autor. Es sollen Stärken und Schwächen beider Hypothesen in Resümees an den jeweiligen Seitenenden analysiert werden. In einem später erscheinenden zweiten FORUM-Teil, wird dann eine eigene Theorie zu der o.g. Thematik dargelegt. Sämtliche Zeitangaben, wenn nicht anders ausgewiesen, sind dem Buch: „Lexikon der Pharaonen“ entnommen. Das Gizeh-Plateau entstand, als Organismen in einem Urmeer abstarben und ausgefällt wurden. Ein Überlagerungsdruck, entstanden durch die vielen Schichten von Muscheln und anderer Hartschalentiere, verdichtete diesen sedimentären Rückstand zu Kalkgestein. Tektonische Prozesse in der Erdrinde hoben das Gestein zu einem Gebirge empor. Ein Ur-Nil schnitt sich in dieses Massiv und hinterließ canyonartige Schluchten. Mit seinen Wassermassen, schwemmte dieser Strom, damals wie heute, auch Feinmaterial an. Die Folge war und ist eine Anhebung und damit verbunden eine Änderung des Flußbettes. Zwei unterschiedliche Konsistenzen des Kalksteins kamen hauptsächlich für den Bau der Gizeh-Pyramiden zum Einsatz. Einerseits wurde der sehr stark mit Muscheln durchsetzte Kalkstein, für die Kernbauten, also für den überwiegenden Teil der drei Gizeh-Pyramiden verwendet. Meist wurde diese Gesteinssorte in der Nähe des Pyramidenbauplatzes in einem Tagebau gebrochen. Andererseits erhielten diese Bauten als Schutz vor äußeren Einflüssen einen Mantel aus hochwertigen, sehr fein verdichteten Kalkstein. Gewonnen wurde dieses Gestein im Mokattam-Gebirge, auf der gegenüberliegenden Uferseite des Nils, nahe den heutigen Dörfern Tura und Masara. Dort brach man die Blöcke unterirdisch, terrassenförmig aus dem Felsen und transportierte sie über den Fluss zur Baustelle. Als Bildbeispiel für die beiden Gesteinssorten, soll die Steinverlegung an der Nordseite der Pyramide von König Cheops in Gizeh dienen. Unterhalb des heutigen Besucherzugangs erkennt man noch eine Reihe aus dem sehr feinen und dichten Tura-Kalkstein. Die hinter dem Verkleidungsmantel angeordneten Blockreihen, bestehen schon nicht mehr aus diesem exzellenten Material, sondern setzen sich aus numulitischen, örtlich gewonnenen Kalksteinen zusammen. Im Vordergrund erblickt man
heute große leere Flächen, die einstmals durch ein Kalksteinpflaster bedeckt waren. Die Zeichnung zeigt den Lageplan der wichtigsten Bauten auf dem Gizeh-Plateau. Farbig sind verschiedene Visuren eingetragen, die das Verständnis der im weiteren Verlauf dargelegten Hypothesen erleichtern sollen.
Jedem Betrachter fallen sofort die drei großen Pyramiden auf, welche angeblich sorgfältig auserwählte Standorte besitzen. Das sich dieses Standortmuster nur durch Zufall ergeben haben soll, bezweifelt der Ägyptologe Miroslav Verner von der Karls-Universität Prag. Seiner Meinung nach könnten kultische Motive für diese besondere Anordnung der Gizeh-Pyramiden eine Rolle gespielt haben. So sollten bestimmte Pyramiden aus den Arealen Gizeh und Abusir, durch gedachte Linien eine Verbindung mit dem großen Kultzentrum Iunu (grie.: Heliopolis, bibl.: On) herstellen. Ganz anders dagegen der Autor Robert Bauval. Er ist der Auffassung, daß die alten Baumeister ein genaues Abbild des Sternenhimmels auf der Erde erschaffen wollten. Er begründet das, mit der angeblichen Übereinstimmung der Pyramidenfelder: Gizeh, Abu Roasch, Dahschur und Abusir mit verschiedenen Sternbildern. Interne bauliche Besonderheiten der Pyramide von König Cheops werden ebenfalls in seine Korrelations-Theorie mit einbezogen.Beachtenswert ist außerdem, daß weitere Pyramiden (orange markiert) auf dem Gizeh-Plateau, in einem räumlichen Zusammenhang stehen. Deutlich wird das an der Satelliten-Pyramide des Mykerinos und der Nebenpyramide G 1a, der Königin Hetepheres, östlich der Cheops-Pyramide. Beide Pyramiden werden durch die Visur auf Iunu gewissermaßen geteilt. Eine weitere Linie bildete die Südseite der Chephren-Pyramide mit der Südflanke der großen Sphinx (violett). Vgl. M. Lehner: „Das Erste Weltwunder“, S.107 und .
zeigt den Blick von der sog. „Satelliten-Pyramide“ (zugehörig zum Pyramidenkomplex des Mykerinos) auf die Südseiten der Mykerinos-, Chephren- und Cheops-Pyramide (v.l.), welche mit ihren SO-Ecken eine fast gerade Linie bilden. Der Ägyptologe Prof. Miroslav Verner hält es für möglich, daß die Südost-Ecken der hier gezeigten drei großen Pyramiden von Gizeh und die Nordwest-Ecken der Sahure-, Neferirkare- und die unvollendete Pyramide des Neferrefre im Pyramidengebiet von Abusir zwei Visuren bildeteten, welche sich im Raum des damaligen Kultzentrums Iunu kreuzten. Der genaue Fixpunkt könnte seiner Meinung nach ein Obelisk im Tempel des Sonnengottes Re gewesen sein.