1. Einführung
Im Mittelalter – und wohl auch schon früher – begann ein reger Steinraub dem u. A. der Pyramidenmantel, d. h. die glattpolierte, äußere Steinverkleidung der Cheops-Pyramide zum Opfer fiel. Heute sehen wir deshalb das innere sog. „Kernmauerwerk“: das sind fest verbundene, jedoch unterschiedlich große, Blöcke aus Kalkgestein. Östlich der Mitte der Nordseite der Cheops-Pyramide (s. Abb. 1) befindet sich der sog. „Originale Pyramidenzugang“, der vermutlich erst durch den Steinraub sichtbar wurde – nach Bauabschluss jedoch, getarnt und damit unauffindbar war. Heutige Besucher benutzen einen zweiten Zugang in die Pyramide. Dieser liegt etwas westlicher und tiefer als der originale und wurde nach Bauabschluss gewaltsam in die Pyramide hineingetrieben. Die Erbauung dieses Zugangstunnels (und der sich anschließende Hohlraum), wird Al Ma’mun, einem Kalifen im 9. Jahrhundert, zugeschrieben, denkbar auch, dass er viel früher gegraben wurde.
Markanter Bestandteil des originalen Pyramidenzugangs ist oberhalb der Gangöffnung die zweilagige, giebelfömige Verlegung von mächtigen Kalksteinblöcken (s. Abb. 5: X, Y, W [K], Z sowie Abb. 2). Die Funktion dieses Baudetails (heutzutage auch als Chevron bezeichnet) wird als Entlastungskonstruktion für den darunter liegenden sog. „absteigenden Gang“ verstanden1. Dieser im Querschnitt etwa 1 x 1 m messende Gang verbindet den originalen Pyramidenzugang mit einer in ca. 30 m Tiefe liegenden „Felsenkammer B“ bzw. einem davor gelegenen „horizontalen Gang O“ (s. Abb. 10).
Dort wo sich die unterste Schicht der giebelförmigen Kalksteinblöcke mittig berührt gibt es eine bauliche Anomalie, in Form einer seltsamen Steinformation (s. Abb. 3). Resultierend aus der Beobachtung, dass die Giebelblöcke Schatten auf die dahinterliegende Steinformation werfen, müssen diese freistehend sein, d. h. keine Verbindung zu dem dahinter liegenden Block besitzen. Das zeigt auch die Konstruktionszeichnung von Maragioglio & Rinaldi (s. Abb. 5: Fig. 10 „Z“). Markant ist auch das kammartige „Steinrelief“ auf diesem Kalksteinblock (s. Abb. 3: Block „T“). Es deutet darauf hin, dass dieser Block „T“ einmal unter die beiden Giebelblöcke nach vorn ragte, somit das heute sichtbare Dreieck (gebildet von „W“, „Z“ und „S“) vollkommen ausfüllte (s. Abb. 4, Einschränkungen unter 2.1.5). Laut Maragioglio & Rinaldi gab es mind. noch zwei weitere Giebelpaare, die die Entlastungskonstruktion nach Norden hin vervollständigten (s. Abb. 5: Fig. 10 „H“). Heute sind diese nicht mehr auffindbar, weil auch sie dem o. g. Steinraub anheimfielen.